ZitatAlles anzeigenBundesverbraucherministerin Renate Künast begrüßt die „Heidelberger Erklärung“ im Kampf gegen Diabetes und Übergewicht. Von Julia Bidder
„Wir brauchen ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen übergewicht", lobte die Ministerin die Initiative.
Am Donnerstagabend hatten Wissenschaftler und Gesundheitsexperten zehn Punkte verabschiedet, in denen sie von der Politik ein breites Bündnis im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes forderten.
„Wir geben jeden dritten Euro unserer Gesundheitskosten für Krankheiten aus, die von Übergewicht verursacht werden. Und es betrifft auch immer mehr Kinder und Jugendliche. Der jüngste Diabetes-Patient Deutschlands ist fünf Jahre alt“, mahnte Dr. Christa Maar, Präsidentin der Burda Akademie zum Dritten Jahrtausend, die zu dem wissenschaftlichen Kongress in die Neckarstadt eingeladen hatte. „Wir glauben, dass wir zunächst einmal ein politisches Bewusstsein für dieses Problem schaffen müssen. Deshalb richtet sich unsere Erklärung bewusst nicht an die Bevölkerung, sondern an die Politik.“ Sie forderte ein Aktionsprogramm gegen Übergewicht und Diabetes. Vorbild könne die sehr erfolgreiche Aids-Kampagne sein.
In dem Papier, das in den nächsten Tagen den verantwortlichen Politikern vorgelegt wird, fordern die Wissenschaftler:
Eine gesundheitspolitische Vision im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes.
„Alle Verantwortlichen müssen dabei an einem Strang ziehen“, so Christa Maar. Neben Gesundheitspolitikern, Ärzten und Institutionen des Gesundheitswesens seien auch Ernährungs- und Sportfachkräfte, Schulen, Kindergärten, Betriebe, Industrie und die Medien gefordert. Alle Beteiligten sollten ihre Aktivitäten bündeln und zielgerichtet für eine nachhaltige Verbesserung der Prävention einsetzen.
Kommunikationskonzepte für Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung
Die Bevölkerung muss über die Zusammenhänge von Lebensstil, Übergewicht und Diabetes informiert werden. Wichtig seien konkrete Hilfestellungen, um eigenverantwortlich gesundheitsbewusst zu handeln.
Gesunder Lebensstil muss zur sozialen Norm werden
Innovative Konzepte und Strategien sollen in der Bevölkerung dafür werben, dass gesunde Ernährung und Bewegung eine große Bedeutung für jeden Einzelnen erhalten. Krankenkassen könnten Anreize durch Bonussysteme schaffen – die Vorbeugung von Übergewicht soll sich „lohnen“.
Strukturelle Voraussetzungen müssen geschaffen werden
Ärzte, die übergewichtige Patienten und Diabetiker behandeln, müssen ihre Patienten an Institutionen mit qualitätsgesicherter Behandlung überweisen können, etwa zur Bewegungs- und Ernährungstherapie. Solche Angebote müssen flächendeckend eingeführt werden.
In der Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Therapeuten muss Prävention einen zentralen Stellenwert erhalten
Ärzte müssen in der Lage sein, betroffene Patienten so zu beraten und zu behandeln, dass diese ihren Lebensstil langfristig ändern und so Krankheiten vorbeugen.
Es müssen qualifizierte Gesundheitstrainer ausgebildet werden
Eine spezielle Ausbildung soll es Gesundheitstrainern ermöglichen, Übergewichtige und Diabetiker in gesunder Ernährung und Bewegung zu unterweisen. Da die hierfür notwendigen Methoden zeitaufwendig sind, müssen sie besonders honoriert werden.
Für Kinder und Jugendliche sind spezielle Maßnahmen erforderlich
Kinder und Jugendliche sollen einen gesunden Lebensstil von Anfang an lernen. Kindergarten –und Grundschulkinder müssen in vollwertiger Ernährung unterwiesen und zur Bewegung angeleitet werden. In Schulen müssen Ernährungslehre und Gesundheitsförderung fester Bestandteil werden. Zudem sollten sich Schulkinder täglich im Schulsport bewegen.
Die Produktion gesunder Kindernahrungsmittel muss gefördert werden
Gemeinschaftsküchen müssen gesundes Essen anbieten Gemeinschaftsküchen müssen gesundes Essen anbieten
Die Industrie sollte Anreize erhalten, um gesunde Kindernahrungsmittel herzustellen. Der Verkauf von kalorienreichen Snacks und Softdrinks in Schulen sollte eingeschränkt werden, ebenso die Werbung für nährstoffarme, energiereiche „Kinderlebensmittel“.
Gemeinschaftsküchen müssen gesundes Essen anbieten
Betriebskantinen, Krankenhausküchen, Gemeinschaftsküchen in Schulen und Kindergärten und anderen Gemeinschaftseinrichtungen sollten künftig gesunde, fettarme Gerichte anbieten.
Es muss eine nationale Walking-Strategie propagiert werden
Forciertes Gehen oder Laufen muss im Bewusstsein der Bevölkerung einen höheren Stellenwert erhalten. Dies sollte durch Anreize unterstützt werden. Besonders überzeugend wäre das eigene Vorbild der Politiker.
Zwei Tage lang hatten über 500 internationale Gesundheitsexperten wissenschaftliche Vorträge gehalten und über die Zukunft unseres Gesundheitssystems diskutiert. Im Mittelpunkt standen die Fragen, welche neuen Diagnose- und Heilverfahren die moderne Medizin bietet, wie die Zukunft unseres Gesundheitssystems aussieht und welchen Stellenwert der Prävention dabei zukommt. Am zweiten Kongresstag bildeten Übergewicht und Diabetes einen besonderen Schwerpunkt.
Die „Heidelberger Erklärung“ bildet den Abschluss der Tagung, zu der die Burda Akademie zum Dritten Jahrtausend in Kooperation mit Hubert Burda Health, dem Land Baden-Württemberg sowie über 30 weiteren Sponsoren und Partnern geladen hatte, darunter auch FOCUS und FOCUS Online.
Quelle Focus
Wieso werden Diabetes und Übergewicht ín einem Atemzug genannt? Mein Mann ist Diabetiker, superschlank, ich bin dick, hatte noch nie Probleme mit Zucker.
Ist das wieder eine neue Art der Stigmatisierung?