Nachdenklich machendes Erlebnis

  • ich hatte heute ein erlebnis, was mich sehr sehr nachdenklich gemacht hat. ich war am rumsurfen und bin auf eine seite gekommen, die sehr edle und teure abendmode hat(kleider/normal größe). ich trage selber keine kleider und keine röcke, das habe ich noch nie, ich habe mir aber verschiedene outfits angesehen.

    die meisten kleider waren allerdings nicht nach meinem geschmack, aber das stöbern hat spaß gemacht.
    auf einer seite fand ich dann ein kleid, was ich wunderschön fand. ich speicherte es ab und sah es mir nachher noch mal an. (das kleid wurde "angezogen" präsentiert).

    ich sah das kleid so an und fragte mich, wie ich darin wohl aussehen würde. also machte ich mein bildbearbeitungs programm auf und ersetzte einfach das gesicht der frau durch meines. ich war lustig dabei und war überrascht, wie gut ich das hinbekommen hatte.

    durch die detail arbeit hatte ich mich gar nicht auf das ganze bild konzentriert - aber dann passierte es. ich hatte mich zurückgelehnt und bekam den gesamteindruck zu sehen:

    ich,schlank, in einem wunderschönen kleid. WOW, da ist aber die post abgegangen! mein lächeln erstarrte mir im gesicht und ich dachte nur noch: oh gott!!! völlig schutzlos! du musst was tun, das geht so nicht!!! ich fühlte mich auf einmal schrecklich zerbrechlich. ich bekam einen kloß im hals und mußte das bild erst mal weg klicken.

    in mir wurde es turbulent und ich versuchte mich abzulenken - das hat aber nicht wirklich geklappt. ich wurde total unruhig und bin durch die wohnung getigert. ja und dann? dann bin ich in die küche gegangen und habe eine packung duplo gegessen :(

    wow, mir ging es gar nicht gut. ich habe mich zwar nicht "verurteilt", daß ich die schokolade gegessen habe(ich hatte grad vorher mittag gegessen und war eigentlich papp satt!), aber das ganze hat mir sehr deutlich gemacht, daß ich solchen gefühlen nicht "normal" begegnen kann, sondern zurückfalle - in alte muster.

    das ganze hat mich überrascht, sozusagen eiskalt erwischt - und nun sitz ich hier und versuche diesen gefühlen nachzuspüren. das ist nicht leicht, da ich eine meisterin der verdrängung bin. wenn solche sachen plötzlich auftreten, dann sind sie aber genauso schnell wieder verschwunden, wie flinke schatten. was ich einem früh angelegtem schutz/- und verdrängungsmechanismus verdanke. (der mich heute leider hindert an diese sachen ranzukommen;es ist noch ein überbleibsel aus alten tagen, wo dieser mechanismus überlebenswichtig war). ich hoffe, ich komme dem noch auf die spur und kann damit arbeiten.


    nachdenkliche grüße
    Stöpsel

  • Liebe Stöpsel!

    Beim Lesen Deines Postings mußte ich erst schmunzeln und dann war ich doch sehr betroffen, was diese kleine "Spielerei" in Dir ausgelöst hat. Du hast Dich sicherlich erschrocken und Fragen die mit "Was wäre wenn...." beginnen, prasselten nur so auf Dich ein.

    Gehe nicht mit Dir so hart mit Dir ins Gericht. Das wäre völlig überzogen!

    Gewinne dieser unangenehmen Begebenheit doch etwas Positives ab. Du warst schlagartig soweit sensibilisiert um zu erkennen, daß Du zwar gefährdet bist, aber die Notbremse sehrwohl im rechten Moment zu ziehen wußtest. Du bist also stärker als Du vielleicht glaubst!

    Liebe Grüße
    Yanced :)

  • danke für deine worte Yanced :)
    wahrscheinlich waren die empfindungen so stark, weil diese reaktion "aus heiterem himmel" kam - und ich so gar nicht darauf vorbereitet war :rolleyes: . ab und an kommen solche "klopper". meistens sind es kleine dinge, die dann großes in gang bringen. wobei diese sache einer der harmlosen war, andere schmeißen mich für 2-3 tage in ein finsteres loch.

    ich bin auch noch nicht bereit mich vollends meinem "eingemachten" zu stellen. (zb. durch eine therapeutische hilfe). wenn , dann würde ich eh zu einer schamanin o.ä. gehen.
    es wird mir auch nichts anderes übrig bleiben, weil es einfach dinge gibt, die man nicht alleine bewältigen kann. ich schieb diese sachen lieber noch auf und bearbeite die dinge, die mir möglich sind. so bin ich ja auch schon sehr weit gekommen und daß es kleine schrittchen sind, stört mich auch nicht. das entspricht sowieso meinem naturell :rolleyes: .


    Stöpsel

  • hallo stöpsel,


    oh man....auch ich hatte des öfteren so ein erlebnis.früher, als ich noch geritten bin, habe ich mir reitkataloge angesehen und mir vorgestellt, dass ich da mal in engen reithosen abgebildet sei (also nur der kopf).
    dann kam die ernüchterung und die realität....das bin nicht ich, das ist ein modell...schlank und schön.das ganze endete meistens mit einem essanfall aus ärger und frusst, dass ich eben nicht so bin wie die im katalog.


    aber fakt ist doch, dass ich auch mit 20kg weniger nicht so sein werde wie die da im katalog, denn ich bin ich und in meiner gestalt (ob dick oder dünn) einmalig (was nicht selbstverliebt klingen soll).


    so lange wir dick und gesund sind, träumen wir bewusst oder unterbewusst von einer schlanken linie.wenn wir krank sind , träumen wir von gesundheit.wenn wir beides sind träumen wir (je nach grund unserer krankheit) doch eher auch von gesundheit.


    wir menschen streben immer dananch das bessere zu erhalten.von krank zu gesund, von dick zu dünn, von dumm zu klug, von arm zu reich, von schwach zu stark.....! innerhalb dieser aufzählung setzen wir unsere wunschprioritäten. mir zum beispiel ist es MOMENTAN am allerwichtigsten dünn zu werden, da ich zur zeit gesund bin und nicht kirchmausarm und auch nicht richtig dumm. würde sich das aber ändern und ich wäre z.b. schwer krank, wäre es mein herzenwunsch allererster priorität gesund zu werden.aber eigentlich bin ich doch gar nicht gesund, da ich, wie du@ stöpsel auf dinge falsch reagiere....mit essanfällen.ich bin also krank und sehe nicht, dass ich erstmal gesund werden muss um alles andere besser werten zu können.
    deshalb die therapie, deshalb der weg zu mir hin und nicht weg von mir.deshalb keine katalogpuppen als massstab für mich, sondern der blick für die realität trainiert...was ist wirklich wichtig und was ist schein.ich darf mich nicht für dinge bestrafen, nur weil ich momentan nicht meinem wunsch entspreche.denn mein wunsch orientiert sich doch so oft an gefakten dingen...wie z.b. vom computerbearbeitet abbildungen von models in katalogen.


    auf dieser ganzen grossen welt gibt es nichts perfektes...oder eher gesagt: das perfekte unsere welt liegt im unperfektem.perfekt ist doch, wenn wir lernen auf schmerz und demut richtig zu reagieren, in dem wir uns nicht bestrafen oder verstecken....sondern in dem wir unsere eigenen regeln aufstellen und sagen: das ist vernünftig, das ist gut, das ist zu vermeiden da es geschummelt ist.wir leben unser leben und kein KOLLEKTIVLEBEN wo jeder figürlich und gedanklich genormt ist.




    vaja

  • Zitat

    so lange wir dick und gesund sind, träumen wir bewusst oder unterbewusst von einer schlanken linie.

    bevor ich mich auf meinen weg gemacht habe, habe ich das auch immer getan. vor allem,als ich noch jugentlich war, nie irgendwo dazugepasst habe und dachte: alles wird schön! - wenn du schlank bist.

    diesen irrtum konnte ich einsehen. was mich an meinem erlebnis so erschreckt hat, war die erkenntniß, daß ich gar nicht so dünn sein wollte und auch nicht könnte, denn ich würde nicht bestehen können. Pandora weiß bestimmt auch, was ich meine, denn sie hat dieses erlebnis real gehabt, als sie damals so viel abgenommen hatte.


    klar, würde ich gerne weniger wiegen, gerne so 95 kg:rolleyes: . der grund dafür wäre allerdings einzig und alleine, daß ich mich dann besser bewegen könnte.


    so zu sein, wie auf dem foto, macht mir angst und ich könnte das auch gar nicht leben.


    Stöpsel

  • Zitat

    Pandora weiß bestimmt auch, was ich meine, denn sie hat dieses erlebnis real gehabt, als sie damals so viel abgenommen hatte.

    [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/janein/jaja.gif]Ja, das tut sie. ;) Vor allem Fotos, auf denen ich als schlanke Frau abgebildet war (gefühlt habe ich mich ja nicht anders als vorher), haben mich mächtig erschreckt. Mein komplettes Umfeld war begeistert davon...alle außer mir.:o Natürlich habe ich mir das nicht anmerken lassen, schließlich war ich - schlank - jetzt endlich ein vollwertiger Mensch:rolleyes: , aber in mir sah es furchtbar aus. Das möchte ich nicht mehr erleben. [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/janein/nein.gif]

    Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin nicht gerne so dick wie ich bin. Aber ich habe begriffen - sowohl emotional als auch vom Verstand her - daß es für mich einfach nötig war und z.T. auch immer noch ist, diese "Schutzschicht" zu haben. Vielleicht nicht so viel, wie es letztendlich geworden ist; auf einen Teil davon kann ich schon verzichten - aber niemals wieder auf alles.

    Gruß
    Pandora

  • Zitat von Stöpsel


    so zu sein, wie auf dem foto, macht mir angst und ich könnte das auch gar nicht leben.


    Stöpsel


    Hallo Stöpsel,
    verstehe ich nicht ganz,
    was macht dir daran Angst?

    Wieso ist für dich dünn= schutzlos ?
    LG
    Vonnie

    P.s du must mir nicht antworten ,falls dir dass zu persönlich ist

  • Zitat

    Ich denke, daß ich in meinen Erzählungen schonungslos offen bin und alles direkt erzähle, auch weil ich weiß, daß nur echte gefühle andere Menschen berühren und dort ankommen können und etwas ändern können.

    ja, da gebe ich dir 100% recht. wahrheit berührt das herz und wer nicht völlig verblendet ist, den erreicht es.

    ich hatte mal ein ganz schlimmes erlebnis. ich war noch nicht lange auf einer arbeitsstelle(vielleicht 3monate) und dort war ein mädchen, das sehr nett war und mit dem ich mich anfreunden wollte. es gab auch einen jungen mann, der mir gegenüber immer sehr reserviert war. er hat mich auflaufen lassen, wo er nur konnte und er war teilweise richtig eklig - ich habe das überhaupt nicht verstanden.

    ich habe mich mit dem mädchen angefreundet und irgendwann hat sie mir erzählt, daß dieser mitarbeiter sie vor mir gewarnt hat. er hätte zu ihr gesagt, daß sie sich vor mir in acht nehmen sollte. ich sei eine ganz falsche person, denn ich würde immer so nett und freundlich tun. so wie ich mich geben würde, könnte keiner in wirklichkeit sein.

    ich war total schockiert und ich habe dieses erlebnis auch nie vergessen:(


    dein vergleich mit dem rettungsanker oder vielleicht auch (schwimmenden) rettungsring trifft genau zu. ich würde auch gnadenlos weggespült werden. und das mit der nie gemachten therapie hast du ganz richtig gelesen :o

    Zitat

    Hallo Stöpsel,
    verstehe ich nicht ganz,
    was macht dir daran Angst?

    Wieso ist für dich dünn= schutzlos ?

    hallo Vonnie :)
    diese frage würde ich dir gerne beantworten, ich weiß aber nicht, ob ich es schaffe, die gefühle, die ich dazu empfinde, in die passenden, erklärenden worte zu fassen.

    ich versuche es mal...hm, mal sehen...also, wenn ich so wie auf dem bild wäre, bestünde zwischen mir und meiner umwelt kein "puffer" oder "abstandshalter" mehr. da ich nie gelernt habe verletzungen und grenzüberschreitungen irgendwie abzustellen oder zu unterbinden, habe ich unbewußt so einen weg gewählt "mir die leute vom hals" zu halten. ist das irgendwie verständlich :confused:


    ich bin mit meinem schutz"panzer" vermeintlich nicht mehr so angreifbar. dies sind natürlich alles dinge, die sich innen abspielen. es sind mechanismen, die ich entwickelt habe, um auf bestimmte situationen zu reagieren. und wenn dieser "schutzwall" auf einmal weg wäre, wäre ich "ausgeliefert".

    diese sache hat auch nichts mit selbstwert zu tun. der ist ja da (hart erarbeitet:rolleyes: ) und auch "strassen erprobt". das läuft irgendwie paralell, auf zwei unterschiedlichen ebenen.*seufts*, ich sag ja, ich kann das wohl nicht so ausdrücken, wie ich es empfinde...:cool:

    Stöpsel

  • Ich habe da jetzt lange drüber nachgedacht und kann bis jetzt gar nicht sagen wie ich darauf reagiert hätte...ich würde es gerne mal ausprobieren.


    Ansonsten denke ich schon auch, dass mein Schutzpanzer die Funktion hat mir Dinge/Menschen "vom Leib zu halten", weil ich so nicht in die Verlegenheit komme, es selbst tun zu müssen.


    Dieser Thread hat mich angeregt, eine Soll und Haben - Liste zu erstellen.
    Was bringt mir mein Übergewicht momentan an Vorteilen in meinem Leben -
    Was verhindert mein Übergewicht an positiven Dingen in meinem Leben...

    Wenn ich weiter bin, lasse ich es euch wissen.

    Liebe Grüße,
    Mirja

  • Kann deine Gefühle gut nachempfinden, Stöpsel.

    Ich kaue ziemlich an meiner Akzeptanz herum, eher schon chronisch-ambivalent, während du da ja schon ziemlich abgeklärt bist.


    >>also, wenn ich so wie auf dem bild wäre, bestünde zwischen mir und meiner umwelt kein "puffer" oder "abstandshalter" mehr. da ich nie gelernt habe verletzungen und grenzüberschreitungen irgendwie abzustellen oder zu unterbinden, habe ich unbewußt so einen weg gewählt "mir die leute vom hals" zu halten. ist das irgendwie verständlich<<

    Klingt wie eine Beschreibung über mich. Aber ich kann das Ganze nicht nachEMPFINDEN, versteht ihr das? Ich hab das schon als junger Mensch mal als theoretisches Wissen gelesen, schon vor Jahren, und nicht erspürt. Und jetzt bin ich verwirrt, da kritisch gegenüber allem, was ich nicht fühlen kann.


    Aber andererseits hat es wohl was in mir getroffen, recht tief. Ich hab ein Fazit meines Lebens und meines derzeitigen Frusts hier hin geschrieben, dann wieder gelöscht, weil es doch etwas lang war.

    Ich lebe sehr zurückgezogen, da zu häufig verletzt und/oder minderwertig fühlend, in den verschiedensten Bereichen. Wirke wohl auch manchmal etwas seltsam und nicht freudig oder freundlich genug, da so vieles unterbewusst negativ besetzt ist. Muss lernen, meine unterdrückte Wut in höfliches Einstehen für mich umzumünzen.

    >>Dieser Thread hat mich angeregt, eine Soll und Haben - Liste zu erstellen. Was bringt mir mein Übergewicht momentan an Vorteilen in meinem Leben -
    Was verhindert mein Übergewicht an positiven Dingen in meinem Leben...<<


    Mirja, das ist eine prima Idee, bin am Überlegen, ob ich das mal versuche. Sag auch Bescheid, wenn ich zu Erkenntnissen komm.

  • Also hier nun was mir zu der Liste eingefallen ist:


    Was bringt mir mein Übergewicht an Vorteilen?
    - Frauen die in Beziehungen stecken betrachten mich nicht als Konkurrenz
    - man nimmt mir manchmal Sachen ab, die für mich zu beschwerlich sind
    - ich habe immer den besten Platz im Auto:D
    - das Übergewicht verschafft mir eine natürliche Präsenz, eine gewisse
    Autorität, ich beanspruche quasi per se "meinen Platz"
    - Männer und Liebeskummer sind kein Thema (von gelegentlichen
    "Ausrutschern" abgesehen:D )
    - meine seelischen Wunden sind durch das Übergewicht quasi "sichtbar" und
    damit vielleicht auch ein "Mahnmal" für die, die sie verursacht haben...

    Worin behindert mich mein Übergewicht, was belastet mich?
    - ich bin schnell außer Atem
    - ich bin unbeweglich
    - ich fühle mich körperlich unattraktiv
    - ich fühle mich im Urlaub, im Schwimmbad "begafft"
    - Leute halten mich für undiszipliniert
    - körperliche Beschwerden wie Bluthochdruck, Arthrose

    to be continued...:D

  • Zitat von Mirja


    Was bringt mir mein Übergewicht an Vorteilen?
    - Frauen die in Beziehungen stecken betrachten mich nicht als Konkurrenz

    - man kommt oft mit Männern besser aus, weil sie einen eher als Kollege anstatt als Frau ansehen...
    - ich habe vieles nicht "machen müssen" um dazuzugehören - war ja nicht dabei

    - ich denke in jedem "neuen" Auto schon daran, ob mit der Gurt passt
    - ich hindere mich selbst gedanklich schon im voraus - Marke: klappt eh nicht

  • Hi, Stöpsel und alle anderen,


    Hätte ich vor Kurzen nicht selbst so ein ähnliches Erlebnis gehabt, hätte ich Deine Geschichte auf Anhieb kaum glauben können, obwohl mir schon Leute gesagt haben, das mein Übergewicht ein Schutzpanzer ist und solange ich den brauche auch nie abnehmen würde.
    Darum kann ich Dich sehr gut verstehen, ich versuche gerade am selben Thema zu arbeiten.
    Ich habe in den letzten 6 Jahren bis November letzten Jahres wieder im direkten Einzugsbereich meiner Eltern (Mutter) gewohnt und wurde schnell wieder "das kleine Kind".
    Im November bin ich endlich wieder weiter weggezogen und habe erst vor ca. 2 Wochen meine Waage ausgepackt.
    In Erwartung eines Schocks wegen einer Gewichtszunahme, weil ich in den letzten Monaten keinen Gedanken an Ernährung verschwendet habe, sondern mich eher um Umzugs- und Einrichtungsthemen gekümmert habe, wagte ich mich auf die Waage - auf alles gefasst !!
    Erstaunlicherweise hatte ich seit Einpacken der Waage im Oktober 04 bis jetzt 4 kg abgenommen (ABGENOMMEN !!!!) und habe keine Ahnung wie das passieren konnte.
    Meine Freundin meinte, das ich wegen der Distanz zu meiner Mutter weniger Schutzpanzer bräuchte und das es egal sei was ich essen würde, weil sich nun alles von alleine regulieren würde.
    Ich freute mich darüber, fühlte mich leichter, obwohl bei 170 kg, achnee, jetzt "nur" noch 165 kg, kein großer Unterschied zu fühlen oder zu sehen ist. Okay, also ich freute mich irgendwie und fühlte mich gut.
    Dann hatte ich ein paar Stunden einen Filmriss, ich mußte Brötchen kaufen für Bekannte, die mir hier noch bei Renovierungsarbeiten helfen wollten. "Aufgewacht" bin ich als ich in der Küche saß, mitten am Vormittag Schlagsahne geschlagen habe und den Apfelkuchen, den ich ohne es bewußt gemerkt zu haben, eben beim Bäcker gekauft hatte, zu essen begann !!!
    Ich meine, was machte ich da ?????
    Ich habe noch NIE einfach so mitten am Vormittag für mich alleine Schlagsahne geschlagen !!???
    Ich freute mich abgenommen zu haben und kaufe Kuchen und esse diesen mit Schlagsahne.......???
    Anstatt motiviert zu sein und evtl. die Gewichtsabnahme zu unterstützen, fange ich an zu fressen !!
    Mir ist fast der Bissen im Hals stecken geblieben als mir bewußt wurde, das ich gerade dabei war dafür zu sorgen meine 4 kg wieder zuzunehmen.
    Mir wurde bewußt, das es trotz der Freude über die Gewichtsabnahme auf der einen Seite, auch Ängste auf der anderen Seite gab, Ängste den Schutzpanzer zu verlieren und schutzlos und verletzbar zu sein.
    Diese Erkenntnis machte mir auch Angst, weil es so irrational ist so zu denken, aber es beruhigt mich gerade, das es anderen auch so geht.
    Komisch ist, das ich gar nicht gemerkt habe das ich abgenommen habe, mich also gar nicht schlanker gefühlt habe, allein zu wissen das ich abgenommen habe hat genügt eine innere Panik auszulösen.....
    Ich hoffe, das wir nach dieser Erkenntnis an dieser Sache arbeiten können !!
    Hat jemand eine Ahnung was für Themen das sind die einen dazu bringen einen Schutzpanzer "nötig" zu haben ??
    Sind das so Dinge wie - Angst zurückgewiesen zu werden -Angst ungeliebt zu sein -Angst nicht wertvoll genug zu sein...... Sowas ??


    Ulla

  • Kommt mir bekannt vor Stöpsel


    Ich habe den gleichen Fehler einmal gemacht und die ein oder andere Narbe wegretouchiert, den Bauch entfernt...


    Naja, am PC halt das aus mir gemacht was man im Alg. als Schön bezeichnet, ob die Leute es auch so betrachten, das steht auf einem anderen Blatt.


    Es sind Wünsche die nicht verarbeitet wurden, kleine ärgerliche Dinger die sich tief in der Seele festklammern und die immer wieder nach oben kommen um uns zu quälen. Hmm, mittlerweile können mich diese kleinen Dinge nicht mehr belasten; ich bin gesund, ich bin relativ fit - trotz übergewicht - und ich weis was mich als Menschen ausmacht.


    Du bist auch ein besonderer Mensch Stöpsel, egal wie du aussiehst und was andere dir glauben machen wollen.

  • Hallo Stöpsel,
    kennst du das Anti-Diätbuch von Susie Orbach? Darin wird ein Versuch beschrieben, der genau zu deinem Erlebnis passt: man entspannt sich, schließt die Augen und stellt sich vor, wie man abnimmt, bis man so schlank ist, wie man es sich nur vorstellen kann. Dann stellt man sich Situationen vor, z.B. eine Party. Wie fühlt man sich so schlank dort? Wie geht man auf die Leute zu, wie gehen sie auf dich zu, was löst es in dir aus? Dann stellt man sich vor, dass man zunimmt, immer mehr, bis man sehr viel dicker ist, als in der Realität. Wieder die Party. Wie verhalten sich die Leute nun, was fühlst du? Dann geht man zu der Figur zurück, die man gerade hat und spielt das Ganze noch einmal durch.
    Susie Orbach kommt bei diesem Versuch zu überraschenden Ergebnissen. Die meisten Frauen fühlten sich, nachdem sich die anfängliche Begeisterung über das Schlanksein und das schicke Kleid gelegt hatte, eher unbehaglich, angreifbar und schutzlos. Genauso schlecht ging es ihnen in der übermäßig Dicken Ausgabe, am erträglichsten waren die Situationen noch mit der Figur, die die Frauen auch in Wirklichkeit hatten. Das lässt vermuten, dass unser Unterbewusstsein dafür sorgt, dass wir uns genau den Schutzpanzer anfressen, den wir im Augenblick -aus welchen Gründen auch immer- brauchen.

    Für mich selbst habe ich noch eine andere Funktion gefunden, die das Übergewicht für mich hat. Es dient mir als Alibi, wenn etwas in meinem Leben schiefläuft. Ich kann Misserfolge wunderbar auf das Dicksein schieben. So war das auch schon früher. Den Job nicht bekommen? Keinen Freund gefunden? Auf Parties nur abseits gestanden? Lag natürlich alles am Gewicht. Natürlich gibt es Diskriminierung, das will ich nicht bestreiten. Aber wenn man selber nicht viel von sich hält und auf Leute zugehen kann, ist es egal, ob man schlank oder dick ist.
    Wenn ich schlank wäre, müsste ich die Verantwortung für meine Fehler selbst übernehmen, dann läge es an mir, nicht an der Fettschicht und das macht mir enorm viel Angst.

    Liebe Grüße
    baleine

  • Zitat von baleine



    Für mich selbst habe ich noch eine andere Funktion gefunden, die das Übergewicht für mich hat. Es dient mir als Alibi, wenn etwas in meinem Leben schiefläuft. Ich kann Misserfolge wunderbar auf das Dicksein schieben. So war das auch schon früher. Den Job nicht bekommen? Keinen Freund gefunden? Auf Parties nur abseits gestanden? Lag natürlich alles am Gewicht. Natürlich gibt es Diskriminierung, das will ich nicht bestreiten. Aber wenn man selber nicht viel von sich hält und auf Leute zugehen kann, ist es egal, ob man schlank oder dick ist.
    Wenn ich schlank wäre, müsste ich die Verantwortung für meine Fehler selbst übernehmen, dann läge es an mir, nicht an der Fettschicht und das macht mir enorm viel Angst.


    Baleine, JA JA nd nochnmal JA. Kennst Du das Buch ''Ich leide, also bin ich'' (http://www.inkultura-online.de/bruckner.htm)? Dort ist u.a. genauso ein Mechanismus beschrieben, auch beliebig übertragbar. In Deinen Ausführungen könnte auch stehen: ''Lag natürlich alles an meiner großen Nase, meinem zu kleinen Busen, weil ich klein, groß, schwarz, weiss etc. pp bin''. In den USA habe ich mal eine Gruppe schwer übergewichtiger Menschen getroffen, die allen Ernstes behauptet haben, die Diskriminierung, die sie erfahren würden, wäre gleichzusetzen mit der Judenvefolgung im Nazideutschland. Eine wichtige Erkenntnis wie ich finde, auch wenn es schmerzt.
    Ein Faktor scheint für mich auch zu sein, daß auch eine Rolle zugewiesen werden kann, zum Beispiel im Bekanntenkreis häufig die des netten, allseits hilfsbereiten gemütlichen Pummels, stets gutgelaunt ---wie es innen aussieht geht keinen was an. Die Reaktionen der Umwelt, wenn sich diese Rolle ändert, fand ich in dem Buch von Frau Fröhlich gut beschrieben, auch wenn ich von dem Buch selbst nicht soviel halte.
    Aber daß der Speckpanzer wirklich einen Schutz bietet ist doch eigentlich eine Illusion, sonst würden alle Dicken ja fröhlich und zufrieden leben und ein Forum wie dieses wäre überflüssig. Jedem von uns tut der abfällige Blick im Schwimmbad weh, nur können einige das besser wegstecken und andere eben nicht.
    Ich hatte mal einen Augenöffner, als meine Freundin zu mir meinte, daß ich IMMER nur Männer gutfände, die für mich nicht erreichbar wären, also räumlich gesehen, oder auch Männer die in einer festen Beziehung wären. Das mache ich tatsächlich schon immer so. Ich habe mich immer wohler in der Beobachterposition gefühlt, Leben aus zweiter Hand sozusagen, gefiltert und entschärft. Schon auf Teenieparties habe ich interessiert den anderen beim Tanzen und flirten zugeguckt, war stets begierig auf die Geschichten, die meine Freundinnen mir über ihre Bekanntschaften erzählt haben. Das betreibe ich in anderen Bereicne auch so, fällt mir aber in Sachen Beziehungen am stärksten auf, da das wirklich eien Sache ist, die sehr nah an einen rangeht. Zu meinem jetzigen Freund bin ich auch eher gekommen wie die Jungfrau zum Kind, ohne das ich das jetzt abwertend meine.
    Gruß
    Herta

  • hallo Baleine



    das buch, das du beschreibst, kenne ich nicht. die beschriebene vorstellungsaufgabe schon, sie kommt in Renate Göckels buch: eßsucht oder die scheu vor dem leben vor. für mich wäre diese sache nichts, denn ich will mir ja gar nicht vorstellen sehr dünn auf eine party zu gehen:eek: .


    Herta schrieb:

    Zitat

    Aber daß der Speckpanzer wirklich einen Schutz bietet ist doch eigentlich eine Illusion, sonst würden alle Dicken ja fröhlich und zufrieden leben und ein Forum wie dieses wäre überflüssig.


    dem möchte ich für meine person wiedersprechen. es ist ein schutz, denn so, mit diesem übergewicht, kann ich mir "die leute vom hals halten", so im vorwege. vielleicht finden einzelne in einem gespräch raus, daß ich "nett" bin. dann ist das aber etwas, was sich langsam aufbaut (was ich dann, denke ich, unter kontrolle hab....ja, da ist sie wieder meine geliebte kontrolle:cool: )und was nicht "über mich rollt"! wenn ich mir vorstelle, daß ich zb. in einen raum komme und ich wäre schlank, im sinne vieler also aktraktiv, was dazu führen würde, daß ich zb. mit freundlichen blicken, lächeln und zuwendung "bedacht" würde, könnte ich das überhaupt nicht aushalten :o . ich wäre eben schutzlos und hätte keine möglichkeit kontrollierend einzugreifen oder dies abzuwehren.

    Zitat

    Jedem von uns tut der abfällige Blick im Schwimmbad weh, nur können einige das besser wegstecken und andere eben nicht.


    aber mit negativer aufmerksamkeit haben viele, auch ich, gelernt zu leben. das ist berechenbar und nicht halb so "gefährlich" wie positives feedback. wobei man negativen äußerungen ect. begegnen kann. man kann lernen, daß es einem eben nicht mehr trifft, wenn man sich den schuh nicht anzieht:rolleyes: . das dauert zwar etwas, aber wenn man dieser auffassung ist, kommen ja auch schon so gut wie keine dummen sprüche mehr.


    Stöpsel

  • @Stöpsel
    was Du schreibst macht mich traurig:(
    Du kannst keine Freundlichkeit ''aushalten''? Dir ist es ''lieber'', mit Schimpfworten bedacht zu werden?
    Ich weiss, aber was Du meinst.

    Liebe Grüße
    Herta

  • hm, nein, so krass meinte ich das nicht ;)
    beschimpfen tut mich schon seit jahren niemend mehr. früher war das anders. als ich noch die innerliche einstellung hatte, daß diese leute recht mit dem haben, was sie gegen mich sagen, waren solche verbalen "übergriffe" fast "an der tagesordnung".

    es hat jahre gedauert, bis ich eine andere einstllung bekam. mit dieser einstellung habe ich auch ein anderes auftreten bekommen, was solche dummen menschen zumeist im vorfeld schon blockiert. außerdem stelle ich mich heutzutage solchen dingen; zu 99% muss man solchen menschen bloß fest in die augen sehen - dann ist ruhe.

    "gewabnet" bin ich trotzdem, es ist fast so wie ein weiterer sinn. ich habe also gelernt mit solch negativen dingen umzugehen, heutzutage könnten mich nur noch menschen verletzen, die ich kenne. ich habe im gegenzug allerdings nicht gelernt mit positiven dingen umzugehen. hm...ich weiß nicht recht, wie ich das erklären soll :confused: . es hat viel mit meiner kontroll-wut zu tun ;) . negatives kann ich kontrollieren, positives nicht :-/
    vielleicht ist der körperliche "abstandshalter" deswegen so wichtig für mein unbewußtes...


    Stöpsel

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