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Die Suppe lügt
Die schöne neue Welt des Essens
Hans-Ulrich Grimm
(190 Seiten, 10 Quellen/Literaturangaben)
Wie kann es sein, daß - laut einer Studie eines führenden deutschen Lebensmittelherstellers -
60% aller Verbraucher "künstliche" Aromastoffe ablehnen, jedoch jährlich 25.000 Tonnen
davon allein in Deutschland eingesetzt werden, um nicht weniger als 15 Millionen
Tonnen Lebensmittel damit aufzupeppen?
Wer ißt all diese aromatisierten Nahrungsmittel? Ist es den meisten Verbrauchern
dann doch egal, was auf den Teller kommt, oder kann es sein, daß viele gar nicht wissen,
was sie da tagtäglich in nicht unerheblicher Menge konsumieren?
H.-U. Grimm geht dieser Frage nach und scheut es auch nicht, namhafte und doch
erstaunlich wenig bekannte Firmen zu nennen, die ihr Geld allein mit der Sinnestäuschung
verdienen. Auch die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und Politik, ohne deren
Hilfe die Inhalte vieler Zutatenlisten sehr viel weniger appetitlich daherkommen würden,
findet Erwähnung.
Warum ist es überhaupt nötig, Aromen einzusetzen, und welche Auswirkungen haben sie
auf jene, die sie (regelmäßig) verzehren? Wird wirklich nur die die Zunge "betrogen"
oder kann sogar der ganze Körper von dieser Schummelei in Mitleidenschaft gezogen werden?
Grimm verfolgt eine ähnliche Argumentationsweise wie Udo Pollmer, ist jedoch in der Angabe seiner
Quellen sehr viel weniger konsequent. Dem Lesevergnügen - wenn dies hinsichtlich des
bestürzenden Inhalts überhaupt im eigentlichen Sinne aufkommen kann - tut dies keinen
Abbruch, erschwert aber jenen Lesern, die sich von der Stichhaltigkeit des Geschriebenen
überzeugen wollen, eine weiterführende Recherche.
Aus dem Inhalt:
• Diskrete Welt-Macht: Die Geschmacksindustrie (Über einen erstaunlich bescheidenen Konzern in New York - Wozu Bäcker einen Geheimdienst brauchen - Sinnestäuschung von früh bis spat - Jeden Tag ein Pfund Essen aus der Retorte)
• Organisierter Etikettenschwindel: Das Kennzeichnungsrecht (Welche akrobatische Leistungen ein Etiketten-Poet vollbringen darf - Dichterische Freiheit und die unschöne Wahrheit)
• Die Logik des Menüs: Über die Geschichte des Geschmacks (Das Dessert zum Schluß - Die Erfindung des Geschmacks)
• Das dressierte Kind: Der Kampf um die Kleinen (Warum Micky Maus für maggi so wichtig ist)
• Doppel-Blind-Versuche: Die Ohnmacht staatlicher Kontrolleure (Je weniger Gift, desto schlimmer?)
• Geschmacks-Verirrung: Die schleichende Legalisierung verbotener Metzgermethoden (Warum das Würstchen unter die Dusche darf - Weshalb Rauch neuerdings flüssig ist)
• Die Suppe lügt: Der Betrug am Körper (Über die Botschaft des Bratens an Hirn und Bauch - Fehlalarm im Verdauungstrakt)
• Dicker Hund: Wohlgeschmack als Masthilfsmittel (Warum Katzen Whiskas wollen - Weshalb immer mehr Vierbeiner auf Diät sind)
• Heimlich light: Der unmerkliche Siegeszug des Süßstoffs (Saure Gurken - Plastik für süße Gefühle)
• Müll mit Maske: Aus Abfall werden Lebensmittel (Wie sich ein Leuchtkrebs in ein Würstchen verwandelt - Wie aus Klärschlamm Gulasch wird - Und warum trotzdem alles lecker schmecken kann)
• Schock-O-Riegel: Versteckte Risiken für die Gesundheit (Der Doktor als Detektiv - Über die schwierige Suche nach Krankheitsauslösern im Essen)
• Das Geschmacks-Kartell: Der Kampf der Giganten im Food-Business (Lebensmittelgeschäfte mit krimineller Note - Wie sich ein Bauchemie-Konzern ums Ei verdient gemacht hat - Functional Food)
• Lieber Lecker: Die Zukunft des Geschmacks (Wie ein ehrlicher Konzernlenker geballten Hausfrauenzorn auf sich lenkte - Weshalb Tütensuppe eigentlich purer Luxus ist - Die Wiederkehr des Wohlgeschmacks)
Fazit: Ein sehr guter Einstieg in das Thema Ernährung für jeden, der
bisher keinen Anlaß sah, sich damit zu befassen - egal, ob
er Etiketten (und Werbung) ignoriert, ihnen Glauben schenkt oder der
Überzeugung ist, daß sich die Lebensmittelindustrie an den Bedürfnissen der
Verbraucher orientiert.
Aus Teufels Topf
Die neuen Risiken beim Essen
Hans-Ulrich Grimm
(300 Seiten, 38 Quellen/Literaturangaben)
Dieses Buch von H.-U. Grimm zielt im Gegensatz zu Die Suppe lügt
nicht so sehr auf die Zusatzstoffe ab,
sondern thematisiert die realen Gefahren der Massentierhaltung, der Massenherstellung von
Nahrungsmitteln- und produkten und langer Transportwege bezüglich der Lebensmittelqualität
und -hygiene.
Wie wirkt sich die Ernährung der Nutztiere auf die Fleisch- oder Milchqualität aus?
Welche Risiken birgt Fast Food und Kantinenessen?
Warum sollte man nicht nur aus Heimatverbundenheit regionale Produkte kaufen?
Welche Gefahren lauern hinter Rationalisierungbestrebungen - abgesehen von dem Verlust
von Arbeitsplätzen?
Kommt eine artgerechte Fütterung (z.B. frisches Gras und Heu statt Getreidekraftfutter für Kühe)
wirklich ausschließlich den Tieren zugute oder
kann sie auch völlig unerwartete Vorteile für den Verbraucher haben?
Essen ist wichtig und unausweichlich. Niemand kann ohne Essen überleben, denn es stellt
die einzige Quelle für Energie und lebenswichtige Baustoffe dar, über die wir verfügen.
Es ist also beileibe keine überzogene Vorsicht, die man allzu gerne ein paar "Öko-Spinnern"
überläßt,
bei Nahrung auf Qualität zu achten - so wie man es bei dem Erwerb jeden anderen Produkts auch
tut.
Denn auch, wenn die sorgfältig
ausgewählten und teuer erworbenen Waren überhaupt nicht dazu taugen, neidische
Nachbarn zu beeindrucken, weil ihr Zweck eben in der schnellen "Vernichtung" liegt,
so sind sie doch eine Investition für das ganze Leben - und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Aus dem Inhalt:
• Wohlige Angst: Die Welt der neuen Leiden (Der schnelle Tod eines kleinen Mädchens - Wie eine Ärztin die Speisekarte liest)
• Alarm im Darm: Die unsichtbaren Risiken (Als Aldi einmal ganz schnell den Räucherfisch aus dem Regal räumte - Was richtet Pfanni-Püree im Verdauungstrakt an? - Die Folgen der Faulheit)
• Schnelle Nudel: Wie kommt der Keim in die Kantine (Die Rezepte der Giganten - Magengrimmen im Altersheim - Billigessen für Beamte, Feinkost für den Bundestag)
• Insel ohne Palmen: Die Invasion der Dicken (Wo der König beim Abspecken vorangeht - Weshalb Schnarcher öfter Unfälle bauen - Ist Fettleibigkeit so gefährlich wie Rauchen?)
• Große Flut: Die neuen Bakterien (Leberkäse als Seuchenherd? - Monsanto und der Umbau der Natur - Warum dürfen Kühe eigentlich kein Gras fressen?)
• Strahlende Knochen: Was geht uns denn das Tierfutter an? (Warum ein Filialleiter eilends die Butter aus den Regalen räumte - Der Bauer und das Supergift: Was steckt in Raiffeisen-Kraftfutter? - Weshalb die Fladen vom Vorjahr noch auf der Wiese liegen - Warum das Kälbchen meint, Tiermehl schmeckt wie Milch von Muttern)
• Springende Gene: Wer haftet für neue Risiken? (Coca-Cola und der Knabe, der an Knochenschwund litt - Die Moral des Geldes und das Verschwinden der Verantwortung - Die unerwarteten Folgen der Gentechnik)
• Milchkuh Erwin: Die Hormone im Essen (Transsexuelle Fische in britischen Flüssen - Droht der Menschheit die chemische Kastration? - Mord auf freiem Feld)
• Schwarze Pickel: Die Leiden der Beschäftigten (Trübselige Schafzüchter und melanchonische Winzer - Der gefährliche Staub im Stall)
• Nur die Verpackung zählt: Vom Wert der Industriekost (Warum Supermärkte das Frische nicht sehr lieben - Wieviel Vitamine sind im Landliebe-Joghurt?)
• Peinliche Flecken: Die Zukunftsstrategien der Industrie (Begeisterte Verbraucher: Konservierungsstoffe sind doch eine tolle Sache - Vom Segen des Atoms: Bestrahlung als Bakterienkiller - Ein Gen gegen Salmonellen - Ein Gesetz gegen den Mangel: Die Vitaminpflicht - Nur nicht zuviel Schutz für die Verbraucher)
• Lug und Krug: Werbung und Wahrheit (Die Welt der Kreativen und die Suche nach dem verlorenen Vertrauen - Ein Irrtum bei Schwartau - Phantasie bei Milupa - Wieviel ist das Wort eines Wissenschaftlers wert?)
• Sanfte Hände: Der Weg zum Guten (Die glücklichen Ratten von Wien - Warnhinweise auf Coca-Cola? - Der Teig braucht seine Ruhe - Lang lebe der Italiener)
Fazit: Trotz stellenweise reißerischer Darstellung, die in unangenehmer und
fast schon nervender Weise an die bunter Blättchen erinnert, ein sehr informatives Buch,
das den Leser durch die große - aber doch so versteckte Welt - der Lebensmittelproduktion
führt.
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