Meine Tochter ist 7 und geht in die 2. Klasse der Grundschule. Sie ist kräftig gebaut, aber nicht dick. Sie isst genauso gerne wie ich, aber da sie viel Sport treibt (Taekwondo, Voltigieren, Reiten) setzt es nicht an.
Heute hat sie mir erzählt, dass einige Jungs in der Klasse sie als "dick" verspotten.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie mich das getroffen hat. Ich habe das selbst erlebt, und das gehört mit zu meinen schlimmsten Erinnerungen, schlimmer noch als der sexuelle Missbrauch.
Auch ich wurde verspottet, als ich noch gar nicht dick war. Nur halt kräftiger als die anderen.
Es folgte eine lange Reihe von Abnehmversuchen, die fast alle in noch mehr Gewicht und auch in der Bulimie endeten. Das einzige, was dauerhaft geholfen hat, war ein ärztlich verordnetes "Bootcamp" für Dicke, wo ich in 6 Wochen 12 Kilo verloren habe. Da dieses Programm derart traumatisch, respektlos und entsetzlich war, möchte ich so etwas meinen Kindern nie zumuten.
Heute hatte ich das erste Mal richtig Angst um mein Kind. Sie ist so ein wunderbares, bildschönes, fröhliches und sportliches Kind.
Die Aussicht, dass diese blöden Jungs und auch ihre Freundin, die von ihrem Vater als zu dick befunden (stimmt nicht) und mit Hungerkuren getrietzt wird, mein Kind in die gleiche Traurige Karriere aus Selbstzweifeln, Selbsthaß und Eßstörungen treiben könnten, macht mich fast krank vor Wut, Angst, ja auch Hass. Hass auf diese Gesellschaft, die sich anmaßt, ein Kind danach zu beurteilen, ob es in die Norm passt, und nicht, ob es gesund/sportlich/aktiv/nett ist.
Ich habe mit ihre ausführlich darüber gesprochen, habe auch von Eßstörungen erzählt und ihr gesagt, dass sie ein wunderbares Kind ist.
Habt Ihr ähnliches mit Euren Kindern erlebt? Wie geht ihr damit um?
Ich habe das Gefühl, dass mich selbst niemand mehr treffen kann, dafür bin ich zu stark. Aber über mein Kind bin ich sehr verwundbar.