Hallo!
Da mein Freund und ich ziemlich aktiv sind und uns viel anschauen, hab ich schon so einiges kennen gelernt. Und gerade bei Denkmälern und alten Gebäuden kommt es ja vor, dass sie nicht nach heutigen Maßstäben gebaut sind... Und man als dicker Mensch da doch mal vor der einen oder anderen Hürde steht. Daher dieses Thema. Vielleicht kann ja der ein oder andere Erfahrungen beisteuern.
Hameln, Kirchturm Sankt Nicolai:
Es gibt keinen Aufzug, das ist also nur etwas für Leute, die auch ein paar Stockwerke Treppensteigen können und keine Höhenangst haben.
Zuerst geht es eine Metalltreppe hoch, später folgen Holztreppen. Bis zum oberen Stockwerk des Turms, von wo aus man schon eine recht gute Aussicht hat, ist auch platzmäßig alles kein Problem.
Ab da werden die Holztreppen mit jedem Stock steiler und schmaler, da man bis oben in die Kirchturmspitze steigen kann. Das ist eher anstrengend und im Sommer sehr heiß da oben.
Durch die Luke ganz oben zur Kirchturmspitze hab ich dann nicht mehr durchgepasst, ich konnte also nicht oben rausgucken. Allerdings haben mit dem Durchschieben auch eher normalgewichtige Menschen Probleme, wenn sie nicht so gelenkig sind. Rein von der Breite her hätte das Ganze ja schon gepasst, da die Treppe aber fast eine Leiter war, konnte ich mich nicht einfach umdrehen und hochziehen oder so.
Da der Spaß für Erwachsene nur einen Spendenbeitrag von 2 Euro kostete, war es trotzdem ok.
Leipzig, Völkerschlachtdenkmal:
Das Gelände selbst ist an mehreren Stellen mit Rampen versehen, sodass auch Rollstuhlfahrer das Denkmal besichtigen können. Derzeit wird das gesamte Gelände saniert, daher hatten sie wohl am Eingang zur Kasse eine zusätzliche Rampe vergessen.
Im Gebäude selbst gibt es einen Aufzug von der Fundamentebene zur Krypta und einen weiteren von der Krypta zur Empore und zum Außenbalkon. Unten in der Fundamentebene und in der Krypta ist auch viel Platz. Oben auf der inneren Empore wird es schon enger, man hat aber von dort aus eine sehr gute Aussicht über Leipzig, in alle Himmelsrichtungen. Alle darüberliegenden Geschosse sind mit dem Rollstuhl nicht mehr befahrbar, auch wenn der Fahrstuhl noch eine Ebene höher zum Balkon fährt.
Und jetzt kommen wir auch schon zu dem wichtigen Punkt: Der größte Teil des umlaufenden Balkons sowie der größte Teil der Treppen da oben sind schmal gebaut. Auf dem Balkon sind es in der Breite ca. 60-70cm, bei den Treppen nach oben zT gefühlte 50cm. (Es gibt in den unteren Stockwerken auch Treppen, die sind aber nicht ganz so schmal.)
Das heißt: das da oben ist nichts für jemand, der sehr dick ist, und auch nicht für Klaustrophobiker. Die Treppen sind nicht nur schmal, die lichte Höhe ist nämlich zT unter zwei Meter. Und größtenteils keine Fenster. In erster Linie sind es Wendeltreppen, oben hat man teils auch gerade Stücke oder mal andersherum gedrehte Wendeltreppen.
Da es sehr viele Treppen sind (vom Fundament bis ganz nach oben zwischen 90 und 100m), sollte, wer ohne Aufzug auskommen will, eine gute Kondition mitbringen, da man große Teile der Strecke an einem Stück zurücklegen muß, es gibt nämlich nur fünf Plattformen, von denen die dritte bereits auf ca. 75m liegt.
Von der Fundamentebene zur Krypta sind es ca. 17,5m Höhe, von dort zum Außen-Balkon ca. 57m Höhe. Zwischen Krypta und Außen-Balkon liegt noch die Empore, ich schätze das sind ca. 30m Höhe von der Krypta dorthin. Man geht dort eine enge Wendeltreppe kontinuierlich hoch, es gibt keine Plattform, wo man zwischendurch ausruhen kann, außer ganz am Anfang und kurz vor dem Ende, da ist eine Wandnische, wo man sich hinsetzen kann (ich habs nicht in einem Rutsch geschafft und hab notgedrungen die nachkommenden Leute an mir vorbeigehen lassen).
Es gibt weder auf der Empore noch auf dem Außenbalkon Sitzgelegenheiten. Auch oben in der Kuppel gibt es keine Sitze. Nur ganz oben auf der Dachplattform kann man sich hinsetzen.
Wenn man den Aufzug benutzt, ist das natürlich alles ganz easy. Man kann die Treppen vom Außenbalkon aus gut bewältigen. Als wir da waren war der Aufzug gerade defekt (er ging kurze Zeit später wieder), also sind wir zu Fuß hoch, und ich war froh, dass ich mich zwischendurch ausruhen konnte und nach anderthalb Stunden mit dem Fahrstuhl nach unten fahren und mich erst gemütlich ins Cafe und später gemütlich zuhause hinsetzen konnte. Das hat mich insgesamt doch mehr gefordert als gedacht... Schön wars trotzdem, tolle Aussicht trotz Regenwetter. Und relativ kühl.
Für alle Frostbeulen: bringt euch am besten eine Jacke mit.
Fazit: das Geld (€6,00) war es wert. Wer imposante/mächtige Architektur erleben will und eine gute Aussicht, der sollte mal auf einen Sprung reinschauen und sich zwei Stunden Zeit nehmen dafür.
Ich bin schon gespannt auf eure Erfahrungen!
Gruß
Dani