AD(H)S und Übergewicht

  • Ich habe die folgenden Beiträge aus Po Dereks Vorstellungsthread abgekoppelt und ein neues Thema gestartet.
    Frl. Wunder




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    Hallo und herzlich Willkommen, Po Derek (Toller Nick übrigens:))


    Sorry, dass ich mich hier einklinke, aber bei mir sind gerade sämtliche Lampen angegangen. Und zwar deshalb:

    Manchmal lohnt sich nämlich auch in Punkto Gewicht ein Blick auf die eventuelle eigene AD(H)S Geschichte zu werfen.


    Nicht wenige AD(H)Sler im Erwachsenenalter sind dick oder sehr dick und die Ursache ihres Übergewichtes kann (muss nicht) auch mit darin begründet liegen.


    mein Vater und mein Bruder haben beide ADS und bei mir selbst vermute ich das auch schon seit Jahren. Bisher fand ich das nicht weiter schlimm und habe das als gegeben hingenommen. Habe auch nie einen Zusammenhang mit meinem Gewicht hergestellt.


    Aber das hier

    Zitat

    die Gefahr, dass er z.B. Essen als Beruhigung einsetzt

    trifft auf mich total zu. Ich esse oft, wenn ich nervös bin und nicht weiß, wohin mit mir. Das ist auch der Grund,. warum ich immer noch rauche, obwohl ich das eigentlich völlig idiotisch finde. :o Aber oft hab ich so eine innere Unruhe und muss die irgendwie kompensieren.


    Das würde ja wirklich eine Menge erklären. Hab mich ja schon oft gefragt, wo diese innere Unruhe bei mir herkommt...

  • Hallo Candyqueen,


    in Punkto Gewicht ... man geht davon aus, dass bestimmte Esstörungen (vor allem Bulimie und Bindge Eating) eng mit ADS gekoppelt sein können, also Essen als Strategie mit der inneren Unruhe und den Stimmungsschwankungen fertig zu werden (sich selbst ruhig zu stellen) ebenso wie starkes rauchen, das trinken von Alkohol oder auch kiffen bei AD(H)Slern oft eine Art Selbstmedikation sind, ohne dass sich die Betroffenen dessen bewußt sind.


    Dazu kann ich den Blog von Dr Martin Winkler (ADHS-Spektrum, Neues und Altes aus der ADHS Welt) empfehlen, weil er sich auch speziell mit dem Thema ADHS und Übergewicht auseinander gesetzt hat.


    Ich denke man kann, wenn man keinen großen Leidensdruck hat sehr gut mit milden Formen von ADS leben :) von daher verstehe ich gut, dass Du Dich nicht hast diagnostizieren lassen. Das hätte ich ohne Not auch so gemacht.


    Eventuell könntest Du ja auch erst mal in entsprechnde Sachbücher reinschauen und sehen ob Du Dich wiederfindest?


    Sehr viele von meinen Schwierigkeiten haben einen klaren Bezug zur ADS, nur hätte ich das alles niemals alleine in einen Zusammenhang gebracht.


    Empfehlen kann ich die Bücher von Cordula Neuhaus oder auch "Das große Handbuch für Erwachsene mit ADHS". "Die Chaosprinzessin" und "ADHS bei Frauen - den Gefühlen ausgeliefert" sind Bücher, die spezell auf AD(H)S bei erwachsenen Frauen eingehen, weil es sich doch noch mal anders als bei Männern auswirkt. Die habe ich aber noch nicht gelesen, denke aber sie sind auch recht gut.

  • Danke für die Buchtipps und den empfohlenen Blog, Fräulein Wunder. :) Da werde ich bestimmt mal reinschauen.


    Als bei meinem Bruder vor einigen Jahren ADS diagnostiziert wurde, habe ich einiges darüber gelesen und mich da sehr wiedererkannt. Da war aber nirgendwo die Rede davon, dass sich das auch aufs Gewicht auswirken kann. Aber wenn ich drüber nachdenke, macht das auf jeden Fall Sinn.


    Die Frage ist nur, wie bekomme ich die Unruhe in den Griff? :confused: Da doktere ich schon seit Jahren mit rum. Hab schon so einiges versucht, z.B. Akupunktur und Autogenes Training. Hat aber alles nicht so wirklich viel gebracht. Momentan nehme ich Baldrian, wenn es schlimm ist. Ich möchte ungern Ritalin oder so nehmen, weil ich wegen meiner anderen chronischen Erkrankungen schon so einiges an Medis nehmen muss.

  • @ Candyqueen


    Dass es sich aufs Gewicht auswirkt ist ein noch wenig beachtetes / bekanntes Symptom. Bisher habe ich das in ausführlicher Form auch nur bei Martin Winkler und in ein paar Studien gelesen (M. Winkler hat sich auch schon sehr ärgerlich über die schnelle Verordnung von Magen- Bypass Ops geäußert und hat deshalb meine Aufmerksamkeit geweckt). In Büchern findet man das bislang eher selten.


    Er hat lange in Bad Bramstedt gearbeitet, wo es auch eine auf ADHS spezialisierte Abteilung gibt ... so kam er wohl auf den Zusammenhang.


    Die innere Unruhe und das Gefühl von Getriebenheit ist ein ständiger Begleiter und viele Ärzte sind der Ansicht dass man sie bei ADHS wirklich nur mit Medikamenten ganz in den Griff bekommt. Die Frage ist eben wie sehr sie Dich im Alltag belasten und einschränken.


    Die üblichen Empfehlungen wie Meditation, Yoga und ähnliches scheitern bei ADHSlern meist an den naheliegenenden Gründen :D ... mir haben progressive Muskelentspannung nach Jacobsen und Achtsamkeitsübungen ein bisschen geholfen, ausserdem ist viel Bewegung natürlich auch hilfreich.


    Vielleicht könntest Du es mal damit probieren? (Aber es sollte natürlich Spaß machen und Freude bringen - nicht Disziplinierungsmaßnahme sein :) )


    Viele ADHSler schwören auf ein Sportprogramm, das sie runterbringt.
    Das scheitert bei mir so ein bisschen an der Motivation ;) aber ich bleibe dran. Helfen tut es grundsätzlich schon.


    Gibt es in Deiner Stadt vielleicht eine ADHS Selbsthilfegruppe?


    Alternativ zu Baldrian könntest Du auch Lasea versuchen, wobei das für mein Empfinden eher müde macht und eher beim einschlafen hilft. Ich habe aber schon von ADHSlern gehört denen es geholfen hat.


    Letztendlich wäre es auf lange Sicht vielleicht zu überlegen ob Du Dich diagnostizieren lässt - einfach nur um Bescheid zu wissen. Mit Diagnose sind dann eben auch andere Maßnahmen möglich, wie Verhaltenstherapie oder Ergotherapie.


    Zum Thema Ritalin: ich mag es überhaupt nicht Medikamente zu nehmen. Im Grunde versuche ich sogar auf Kopfschmerztabletten und die Betäubungsspritze beim Zahnarzt zu verzichten. Also ich verstehe Dich da sehr gut.
    Aber mir hat Ritalin adult (es gibt ja noch viele andere mit ähnlichem Wirkstoff) schon sehr geholfen und es hat (bei mir) keinerlei Nebenwirkungen, was ich von anderen Medikamenten nicht behaupten kann. Ich kenne die vielen Geschichten zu Ritalin und kann Deine Abneigung gut verstehen, erst Recht weil Du schon andere Medikamente nimmst.
    Wäre ich weniger stark betroffen würde ich auch lieber darauf verzichten. Letztendlich ist es aber ein Medikament, das schon sehr wirksam ist und um das viele Ammenmärchen kursieren die so einfach nicht stimmen.

  • @ Candyqueen
    Die innere Unruhe und das Gefühl von Getriebenheit ist ein ständiger Begleiter und viele Ärzte sind der Ansicht dass man sie bei ADHS wirklich nur mit Medikamenten ganz in den Griff bekommt. Die Frage ist eben wie sehr sie Dich im Alltag belasten und einschränken.


    Die innere Unruhe hatte ich schon als Kind, aber noch nicht so ausgeprägt wie heute. Obwohl es auch immer Phasen gibt, wo es besser ist, begleitet mich die Unruhe ständig, mal mehr und mal weniger schlimm. GsD dauern die schlimmen Phasen meist nur ein paar Tage.


    Ich würde mir wünschen, einfach insgesamt etwas ruhiger und ausgeglichener zu werden, machmal ist es schon ätzend, wenn man sich kaum konzentrieren kann. Sport ist in jedem Fall hilfreich, allerdings scheitert das bei mir oft an meinen diversen Krankheiten, die mich teilweise komplett lahmlegen. Und irgendwie hab ich auch noch nichts gefunden, was mir wirklich Spaß macht.


    Lasea klingt interessant, allerdings hab ich beim Googeln gesehen, dass es häufig Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich auslöst. Das wäre bei mir eine absolute Kontraindikation, da ich eine chronisch entzündliche Darmerkrankung habe.


    Vielleicht sollte ich mich wirklich diagnostizieren lassen, ich weiß es nicht. Allerdings muss ich wegen meiner ganzen anderen Geschichten eh schon so oft zu irgendwelchen Ärzten, dass ich nicht wirklich scharf darf bin, da noch mehr Arztbesuche draufzupacken. Und Ritalin? Hm, meinem Bruder hilft es ganz gut, der ist aber auch ansonsten gesund. Und bei meinem Medicocktail noch was dazu, ich weiß nicht, ob mein Körper damit klarkäme. Muss ich mal mit meinem Hausarzt drüber sprechen, ob das eine Option sein könnte.


    Was mir komischerweise hilft ist Kaffee. Andere trinken nach vier Uhr nachmittags keinen Kaffee mehr, weil sie sonst die ganze Nacht nicht schlafen können. Ich kann abends um zehn eine ganze Kanne trinken und schlafe danach wunderbar. Naja, bis auf die Rennerei zum WC jedenfalls. :D


    Darf ich dich fragen, wie lange du schon weißt, dass du ADHS hast und wie ausgeprägt das bei dir ist? Wie lange nimmst du schon Ritalin?

  • Hahaha, Candyqueen ... Kaffee in eimergroßen Mengen zu trinken ist absolut typisch für ADHS :D - übrigens auch dass man danach wunderbar schlafen kann.


    Manche Medikamente wirken bei ADHSlern ebenso paradox. Das klingt absolut verrückt ist aber so.
    Es gibt auch ADHSler die paradox auf Beruhigungs und Schlaftabletten reagieren und die ebenfalls von Baldiran wach und unruhig werden ...


    Dass die Symptome mit zunehmendem Alter belastender werden ist leider auch normal. Die meisten, die erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden sind so um die 40, wenn die Kräfte anfangen so ein bisschen nachzulassen.


    Vieles was ich früher noch kompensieren konnte kommt inzwischen mehr und mehr zum tragen. So kam es ja auch letztendlich zur Diagnose.



    Dass Du Bedenken hast noch ein Medikament zu nehmen verstehe ich gut, ich wollte Dir auch nicht raten unbedingt Ritalin oder ähnliches zu nehmen, viele Leute kommen sehr gut ohne aus ... ich wollte nur anmerken, dass es helfen kann. :)


    Meine ADS (also nicht die hyperaktive Variante) wurde erst vor ca. 1,5 Jahren diagnostiziert, obwohl es eigentlich realtiv leicht zu erkennen gewesen wäre. Aber leider hat man mit dieser Störung einen ähnlichen Spießrutenlauf zu absolvieren wie mit Übergewicht. Es gibt nur wenige gute Ärzte und wenig Ärzte die sich nicht von Vorurteilen leiten lassen. Dumme Sprüche sind da leider auch an der Tagesordnung.


    Ich würde mich schon als stark betroffen bezeichnen, wobei ich ja seit eh und je einer festen Arbeit nachgehe und meinen Alltag halbwegs normal geregelt bekomme .... bei einer wirklich ganz stark ausgeprägten Form von ADHS wäre das eher nicht mehr möglich.


    Bei mir wirkt es sich auf Konzentration, Struktur, Ordnung und ganz sicher auch auf zwischenmenschliche Beziehungen aus. Bestimmt hat es auch seinen Anteil an meiner Esstörungskarriere gehabt, wobei es da aber auch noch andere Faktoren gab.


    Spezielle Medikamente nehme ich seit einem Jahr, das war zunächst nicht Ritalin, sondern Medikinet und dann Methylphenidat. Da muss man ein bisschen ausprobieren welches am besten wirkt.


    Dazu muss man sagen, dass die Menge an Medikamenten auch nicht (wie bei manchen anderen) vom Körpergewicht abhängig sind. Ich nehme täglich nur eine ganz kleine Dosis und mir reicht das und ich kenne ganz schlanke ADHSler die die dreifache bis vierfache Dosis nehmen müssen.


    Positiv wirkte es sich bei mir auf zwischenmenschlicher Ebene aus. Ich bin schnell von (vielen) Menschen/lauten Geräuschen etc. überfordert und schalte dann komplett ab ... das besserte sich extrem. Ausserdem fühle ich mich generell besser wenn ich z.B. unterwegs bin, weil die Reizüberflutung mit Medikament nicht mehr so zum tragen kommt und bin einfach belastbarer, ausgeglichener und ruhiger. Zwischenzeitlich glaubte ich ja sogar eine soziale Phobie zu haben, es war aber tatsächlich nur die Reizüberflutung die zu einer kompletten Überforderung führte.


    Strukturelle Herausforderungen *hust* :rolleyes: z.B. in Steuerangelegenheiten kann ich besser bewältigen als vorher. Die Konzentrationsfähigkeit ist generell viel besser, ich kann also auch mal länger am Stück ohne Ablenkung arbeiten, was vorher eher schwierig war.


    Allerdings hatte ich auch schon vorher mein Leben unbewußt so eingerichtet dass ich besser klar komme. Z.b arbeite ich selbstständig von zu Hause aus und kann mir so meine Pausen besser einteilen bzw. komme eben nicht mehr mit starren Strukturen oder Autoritätspersonen in Konflikt.


    Ordnung ist nach wie vor ein schwieriges Thema, aber es wird besser.


    Zum Essverhalten ist es schwierig was zu sagen, weil da so viele andere Dinge mit reinspielen. Etwas weniger sponanes Impulsessen ist aber schon zu merken.


    Dazu muss ich aber sagen, dass man diese Art von Medikamenten nur verschrieben bekommt wenn man parallel Verhaltens- oder Ergotherapie in Anspruch nimmt. Und sie eigentlich nur helfen sollen Strategien zu erlernen um sie dann nach und nach wieder weglassen zu können.
    Deshalb ist es manchmal schwierig zu sagen welche Besserung nun von den Medikamenten und welche von anderen Maßnahmen kamen.


    Generell ist die Ruhe die im Kopf einkehrt sehr hilfreich und das merkt man sofort.


    Meine Depressionen haben sich auch etwas gebessert. Man geht inzwischen davon aus, dass Depressionen bei ADHSlern (die bei ADHSlern sehr verbreitet sind), eher von der Erschöpfung aus der ständigen Überforderung herrühren. Antidepressiva benötige ich aber leider trotzdem zusätzlich.


    Das klingt jetzt als sei alles gut ... mitnichten ... aber es ist ein Anfang. :)

  • Oh - ich wollte noch sagen, dass das alles meine persönlichen Erfahrungen sind, wie ich sie eben erlebt habe. Ohne Anspruch auf Allgemeingütligket ... bevor jetzt kommt: Beim Kind von der Tante der Chefin einer entfernt Bekannten war es aber ganz anders. ;)

  • Danke, dass du mir von deinen Erfahrungen erzählt hast, das ist für mich sehr interessant und ich erkenne mich in so Einigem wieder. Z.B. das mit der Reizüberflutung kenne ich auch. Ich kann laute Geräusche nur schlecht ertragen und große Menschenmengen finde ich auch schlimm.


    Depressionen habe ich schon seit vielen Jahren. Ich hab schon zwei Therapien gemacht und nehme seit Jahren Antidepressiva. Ich hab lange suchen müssen, bis ich was gefunden hab, dass mich nicht noch unruhiger gemacht hat. Von daher trifft das mit der paradoxen Wirkung mancher Medikamente bei mir wohl auch zu.


    Meinen Allltag kriege ich meistens ganz gut geregelt, solange mich meine Krankheiten nicht mal wieder flachlegen. Ich hab einen Job, den ich liebe und in dem ich mir meine Pausen so legen kann, wie ich sie brauche. Oft fällt es mir schwer, mich länger als eine Stunde am Stück zu konzentrieren und dann brauche ich eine kurze Auszeit.


    Mit Ordnung und Struktur hab ich dagegen weniger Probleme. Was ich aber bei mir merke ist, wenn ich so unruhig bin, kann ich schlecht Menschen um mich haben. Höchstens meinen Mann, aber alle anderen nerven mich dann, auch wenn ich sie noch so gerne hab. Ich bin aber generell eigentlich auch gerne mal allein und kann mich gut mit mir selber beschäftigen.


    Eigentlich sehe ich ADS nicht als Krankheit, sondern als eine angeborene Eigenschaft. Es hat ja auch Vorteile, z.B. nehme ich oft mehr und andere Dinge wahr, wie andere Menschen und habe eine schnelle Auffassungsgabe. Wenn diese innere Unruhe nicht wäre, könnte ich ganz prima mit meiner ADS leben, hyperaktiv bin ich nämlich nicht.

  • ADS ist auch keine Krankheit :) - sondern eine neurobiologisch bedingte Ströung im Gehirn die das Belohnungszentrum betrifft.


    Leute die stärker betroffen sind, als Du es anscheinend bist würden sich mit dem preisen der Vorteile von ADHS wohl etwas schwer tun ;) denn es gibt schon viele Leute die im Leben letztendlich an dieser Störung scheitern und es nie auf einen grünen Zweig bringen, aber es ist schön, dass Du so gut damit klar kommst.:)


    Ich persönlich finde es einen manchmal fast unerträglichen Zustand und könnte gut mit einer etwas langsameren Auffassungsgabe leben, wenn ich dafür andere Dinge besser könnte ;) ... ist aber nicht zu ändern und ich sollte mich im Grunde nicht beschweren, denn ich bin ja dennoch relativ weit gekommen.

  • Ich wollte die Vorteile von ADS eigentlich auch nicht preisen, sorry, wenn das so rübergekommen ist. :o Ich versuche nur, an den Dingen auch das Positive zu sehen. Natürlich ist es für Leute, die das in einer stärkeren Ausprägung haben, eine harte Nummer und kann das Leben sehr schwer machen.


    Ich finde die Unruhe auch zeitweise unerträglich, aber ich habe im Laufe der Jahre gelernt, irgendwie damit klarzukommen und mich über die Zeit zu bringen, bis es wieder besser wird.


    Edit: Ich sehe gerade, dass du auch so eine Nachteule zu sein scheinst, wie ich. Ist das auch so eine ADS-typische Sache, oder nur Zufall?

  • Hm, weiß ich gar nicht. Ich glaube Zufall. Eigentlich habe ich mir das Nachteulendasein nämlich schon lange abgewöhnt, leide nur momentan an Schlaflosigkeit, was aber ausnahmsweise nichts mit ADHS zu tun hat ;) sondern damit dass meine Mutter schwer krank ist.

  • Ohje, das tut mir sehr leid, das ist bestimmt hart für dich.:( Mein Vater ist vor einem Jahr an Krebs gestorben, von daher kann ich mir vorstellen, wie es dir gerade geht. Ich hoffe, dass es deiner Mutter bald wieder besser geht!


    Tja, das Nachteulendasein abgewöhnen funktioniert bei mir leider so gar nicht. Ich kann vor 1.00 oder 2.00 einfach nicht schlafen. Ich hab schon mehrfach, auch über längere Zeiträume versucht, früher ins Bett zu gehen, aber dann liege ich da und wälze mich rum. Mittlerweile hab ich akzeptiert, dass ich einfach so gestrickt bin und mein Leben darauf eingerichtet. GsD hab ich einen Job, bei dem ich erst um 10.00 anfangen muss. :)


    Wie hast du das denn geschafft?

  • Hallo Zusammen!


    Ich war als Kind ein Zappelphilipp und habe auch eine innere Unruhe. Ttrinke viel Kaffee.und bin eine Nachteule. Kann nicht lange ruhig sitzen, auch der Schlaf ist sehr unruhig. Habe auch Übergewicht. Könnte ich auch an ADS leiden?


    Gehe am 9 Oktober auf Reha, soll Ich das da mal ansprechen ( Psychosomatisch-Orthopädische Klinik)?


    MFG Jabber Wookie:)

  • Hm, das ist schwer zu sagen. Was du genannt hast, könnte darauf hindeuten, muss aber nicht. Besorg dir doch mal Bücher zum Thema oder schau im Net nach Erfahrungsberichten etc. und schau mal, ob du dich da wiedererkennst.


    Um wirklich Klarheit zu bekommen, ob du AD(H)S hast, musst du dich, genau wie ich, wahrscheinlich diagnostizieren lassen .

  • Nachfragen kannst Du, mach Dich vorher aber ein bisschen schlau was ADHS überhaupt ist, sonst wird es schnell peinlich.


    Nur weil man gerne mal einen Cappucino trinkt und seinen Schlüssel ab und an liegen lässt hat man noch kein ADHS. Eventuell auch einen Schnelltest im Internet machen, das kann auch schon vieles ausschliessen.


    Ausserdem hattest Du doch geschrieben, dass Du einfach gerne und viel isst ... das Übergewicht scheint mir also andere Gründe zu haben. ;)
    Bei Candyqueen spricht dafür, dass ihre halbe Familie betroffen ist (und ADHS hat immer eine erbliche Komponente), deshalb bin ich so ausführlich darauf eingegangen. Die Dinge die Du aufzählst müssen kein ADHS sein. Zu ADHS gehört immer auch ein ziemlicher Leidensdruck und Dinge wie "viel Kaffee trinken" sind nur Beobachtungen und keine Diagnosekriterien.


    Ich würde bitten dieses für mich doch sehr persönliche Thema ernst zu nehmen oder eben nichts dazu zu schreiben. Es ist mir schwer genug gefallen so offen darüber zu berichten, obwohl ich mir denken kann wie sich hier und anderswo die Leute jetzt die Mäuler zerreissen. :rolleyes:


    Ich finde es aber wichtig es zumindest anzusprechen und ein bisschen aufzuklären, eben auch weil es so ein Reizthema ist.

  • @ Candyqueen


    Einen Wecker stellen, aber nicht (nur) zum aufstehen, sondern auch zum ins Bett gehen :) und dann nach und nach den Wecker immer früher stellen. Dauert ein bisschen aber irgendwann hat man sich umgewöhnt.


    Eigentlich bin ich eine Nachteule, ich merkte aber dass diese spät aufbleiberei weder meinen Depressionen noch meinem Gewicht sonderlich gut tun.


    Ich weiß dass es die Einteilung von Lerchen und Eulen bei Schlaftypen gibt, glaube aber (für mich) inzwischen, dass der Mensch nicht so wirklich als Eule gedacht ist und Licht braucht um gut zu funktionieren. Also natürliches Licht und kein Kunstlicht.


    Gunter Frank schreibt ja auch, dass die Lichtverhältnisse (flimmernde Bildschirme, Kunstlicht) unseren Körper komplett durcheinanderbringen und in der Zeit als ich viel Nachts arbeitete habe ich tatsächlich auch deutlich zugelegt. Das hebelt dann so ein bisschen mein Hunger und Sättigungsgefühl aus, wahrscheinlich weil der Körper gar nicht mehr weiß wann Nacht und wann Tag ist.

  • Vielleicht sollte ich mich wirklich diagnostizieren lassen, ich weiß es nicht. Allerdings muss ich wegen meiner ganzen anderen Geschichten eh schon so oft zu irgendwelchen Ärzten, dass ich nicht wirklich scharf darf bin, da noch mehr Arztbesuche draufzupacken. Und Ritalin? Hm, meinem Bruder hilft es ganz gut, der ist aber auch ansonsten gesund. Und bei meinem Medicocktail noch was dazu, ich weiß nicht, ob mein Körper damit klarkäme. Muss ich mal mit meinem Hausarzt drüber sprechen, ob das eine Option sein könnte.


    Ich möchte hier nichts zu AD(H)S schreiben - das ist nicht mein Fachgebiet, aber dazu sich als Erwachsene noch diagnostizieren zu lassen. Ich selbst wurde als Kind oft als "sonderlich" "Problemkind" eingestuft - der Kinderarzt meinte "anstrengendes Kind", die in der Grundschule meinten, es würde Tabletten dagegen geben.
    Ich bekam also mit, dass ich irgendwie anders war. Als ich mit 25 in eine Klinik kam, wurde dann aufgrund einer neugierigen Ärztin eine Bipolarität festgestellt- dh. ich bin manisch depressiv .


    Alleine diese Diagnose hat es für mich wesentlich einfacher gemacht so von dem Gefühl her für mich - man merkt man ist irgendwie anders, man sieht die Unterschiede zu anderen, aber es dann schwarz auf weiß zu lesen - war für mich ein großer Schritt. Und ich weigere mich bis heute auch Medikamente zu nehmen und fahre - für mich- gut damit (auch wenn ich dafür gefühlte 5000 Jahre nach einem begleitenden Arzt suchen musste).


    Eine Diagnostik heißt ja nicht automatisch gleich Medikamente nehmen - die Entscheidung triffst alleine du. Aber es bestätigt zu bekommen, lässt einen manchmal klarer sehen.


    Leela

  • Eine Diagnostik heißt ja nicht automatisch gleich Medikamente nehmen - die Entscheidung triffst alleine du. Aber es bestätigt zu bekommen, lässt einen manchmal klarer sehen.


    Leela


    Ja, genau so ist es. Danke Leela! :)


  • Alleine diese Diagnose hat es für mich wesentlich einfacher gemacht so von dem Gefühl her für mich - man merkt man ist irgendwie anders, man sieht die Unterschiede zu anderen, aber es dann schwarz auf weiß zu lesen - war für mich ein großer Schritt.
    Leela


    Das ging mir mit meiner Darmerkrankung auch so. Ich hatte jahrelang Verdauungsprobleme und Durchfälle. War bei diversen Ärzten und keiner konnte mir sagen, was los war. Als ich endlich die Diagnose hatte, war das eine echte Erleichterung, weil ich endlich wusste, woran ich war und lernen konnte, damit umzugehen.

    Zitat

    Ich selbst wurde als Kind oft als "sonderlich" "Problemkind" eingestuft - der Kinderarzt meinte "anstrengendes Kind", die in der Grundschule meinten, es würde Tabletten dagegen geben.
    Ich bekam also mit, dass ich irgendwie anders war.

    Diese Gefühl "anders" zu sein, hab ich schon mein ganzes Leben. Früher konnte ich das gar nicht einsortieren. Seitdem mein Vater und mein Bruder diagnostiziert wurden und ich mich mit ADS beschäftigt habe, ist mir eigentlich schon klar, warum ich mich oft so "anders" gefühlt habe und auch manchmal noch fühle. Und ob es mir in diesem Fall was bringen würde, es von einem Arzt bestätigt zu bekommen, weiß ich nicht. Höchstens die Möglichkeit, evtl eine entsprechende Therapie zu machen, wäre gut.


    Allerdings weiß ich nicht, ob ich damit die innere Unruhe und Anspannung in den Griff bekäme. Das ist ja das, was ich am Schlimmsten finde. Aber einen Versuch wäre es wohl wert.

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